Eltern, Kinder, Scheidung, Trennung

Wie bleiben wir gute Eltern nach unserer Trennung?

Auf der Paarebene hat es vor einer Trennung meist emotionale Verletzungen gegeben. Oft ist man nicht sonderlich gut aufeinander zu sprechen. Auch wenn Sie wütend aufeinander sind oder sich verletzt fühlen:

TIPP 1: Reden Sie nie schlecht über den anderen Elternteil vor Ihrem Kind oder mit Ihrem Kind. Kinder geraten dadurch in einen Loyalitätskonflikt und fühlen sich hin- und hergerissen. Dies schadet der Entwicklung Ihres Kindes. Auch wenn Sie kein Paar mehr sind, Sie werden immer gemeinsam Eltern bleiben.

TIPP 2: Trennen Sie die Paarebene von der Elternebene. Auf der Elternebene sollten Sie gesprächsbereit sein – was nicht bedeuten muss, dass Sie mit dem Ex-Partner/in beste Freunde werden müssen, wenn dies aufgrund von emotionalen Verletzungen nicht möglich ist. Es kann sein, dass Sie von Ihrem Ex-Parnter/in als Lebensgefährten/in nichts mehr halten (Paarebene), das muss aber nicht heißen, dass er ein schlechter Papa oder sie eine schlechte Mama ist (Elternebene). Tragen Sie Konflikte der Paarebene nie auf dem Rücken der Kinder aus!

TIPP 3: Zwingen Sie Ihr Kind nie, etwas Schlechtes über den anderen Elternteil zu sagen oder zu hören.

TIPP 4: Geben Sie Ihren Kindern nicht die Ersatz-Rolle für den Ex-Partner/in – erwarten Sie keinen Trost durch Ihre Kinder, wenn es Ihnen selbst nicht gut geht.

TIPP 5: Fördern Sie den Kontakt zum anderen Elternteil. Es ist wichtig für Ihr Kind, dass Papa und Mama erhalten bleiben.

TIPP 6: Lassen Sie Ihren Ex-Partner/in nicht über die Kinder ausspionieren!

TIPP 7: Treffen Sie gemeinsame Absprachen in Angelegenheiten, die die Kinder betreffen.

TIPP 8: Halten Sie sich an Absprachen, die Sie mit Ihrem Ex-Partner/in bezüglich der Kinder getroffen haben.

TIPP 9: Lassen Sie dem anderen Elternteil Informationen zukommen, die Sie bezüglich der Kinder bekommen haben.

TIPP 10: Gehen Sie respektvoll miteinander um – besonders in Anwesenheit der Kinder, aber auch, wenn die Kinder nicht anwesend sind!

Wenn Sie sich einvernehmlich scheiden lassen möchten und Ihre Kinder minderjährig sind, müssen Sie seit 2013 eine Elternberatung in Anspruch nehmen, in der Sie über die Bedürfnisse Ihrer Kinder in dieser Lebenssituation beraten werden. Weitere Informationen finden Sie in meinem Beitrag „Elternberatung vor einvernehmlicher Scheidung (§95 Abs. 1a AußStrG)“.

Achten Sie gut auf sich und Ihre Familie!

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Eltern, Kinder, Scheidung, Trennung

Wie sagen wir unseren Kindern, dass wir uns trennen?

Vorbereitung:

  • Bereiten Sie sich auf das Gespräch mit Ihrem Kind (Ihren Kindern) gut vor.
  • Beim Gespräch sollten beide Elternteile anwesend sein.
  • Wählen Sie einen Zeitpunkt, in dem Ihr Kind und Sie selbst in einer guten und entspannten Verfassung sind.
  • Überlegen Sie vorher genau, was mit den Kindern besprochen werden soll und wer was sagt.
  • Nehmen Sie sich nach dem Gespräch genügend Zeit für Ihre Kinder. Es sollten danach keine Termine von Ihnen als Eltern oder für die Kinder anstehen.
  • Bereiten Sie sich darauf vor, dass die Kinder fragen werden, warum Sie sich trennen. Einigen Sie sich als Eltern vorab gemeinsam auf einen Trennungsgrund, den Sie den Kindern sagen. Dieser sollte möglichst ehrlich aber auch kindgerecht  und altersentsprechend vermittelt werden.
  • Sie sollten alle Fragen der Kinder zulassen, müssen aber nicht alle Fragen beantworten. Es ist auch okay, zu sagen: „Das weiß ich (jetzt noch) nicht.“
  • Seien Sie sich bewusst, dass Ihre Kinder auf verschiedene Arten auf diese Nachricht reagieren können: mit Wut, mit Traurigkeit, scheinbar ohne Reaktion, … Lassen Sie alle Reaktionen Ihrer Kinder zu.

Das Gespräch:

  • Sagen Sie Ihren Kindern, dass die Trennung eine Sache der Eltern ist und nichts mit den Kindern zu tun hat. Stellen Sie klar, dass es nicht die Schuld des Kindes ist. Kinder könnten sonst die Phantasie entwickeln, dass sich die Eltern trennen, weil die Kinder schlimm waren oder nicht gefolgt haben.
  • Besprechen Sie mit Ihren Kindern, dass Sie sich als Paar trennen, aber immer Mama und Papa für die Kinder bleiben und dass Sie die Kinder immer lieb haben werden. Die Kinder könnten sonst die Sorge haben, dass sie nicht mehr mit den Eltern streiten dürfen, weil diese sonst weggehen wollen.
  • Eine Trennung der Eltern ist meist mit vielen Veränderungen im Alltag für die Kinder verbunden. Besprechen Sie mit Ihren Kindern, was gleich bleibt und was sich verändert. Beginnen Sie im Gespräch damit, was für die Kinder gleich bleibt, dies vermittelt Sicherheit. Folgende Punkte sollten mit den Kindern geklärt werden:
    • Wer zieht aus? Wer zieht wo hin?
    • Wo und bei wem wird das Kind wohnen?
    • Wann, wie oft und wie lange hält sich das Kind bei dem Elternteil auf, der nicht mehr beim Kind lebt? Wie kann Kontakt gehalten werden, wenn man sich nicht sieht: Telefonate, Fotos schicken?
    • Bleiben Kindergarten oder Schule gleich?
    • Verändert sich etwas bei den Besuchen von Oma und Opa?
    • Wie schaut es mit dem Kontakt mit Freunden aus?
    • Ändert sich etwas an Freizeitaktivitäten, z.B. Sportvereinen, Musikunterricht?

Tipps für Eltern:

  • Zwingen Sie das Kind nie, sich zu entscheiden, wo es lieber wohnen möchte! Das Kind kommt dadurch in einen inneren Konflikt, den es nicht entscheiden kann. Das Kind hat beide Elternteile gern und für das Kind heißt dies, es müsste vor den Eltern offen bekunden, wen es lieber mag.
  • Machen Sie Ihren Kindern keine unbegründeten Hoffnungen, dass Mama und Papa wieder zusammenkommen, wenn dies für sie selbst ausgeschlossen ist.  
  • Bei kleineren Kindern kann man die neue Wohnsituation auf ein großes Blatt Papier aufzeichnen: wer wohnt wo?
  • Bei jüngeren Kindern können Sie einen Kalender verwenden, in dem die die Mama- und Papa-Tage verschiedenfarbig angemalt werden. Somit können die Kinder nachschauen, wieviele Tage sie noch schlafen müssen, bis sie Mama oder Papa wiedersehen.
  • Es gibt Kinderbücher zum Thema Trennung und Scheidung, die Kindern helfen können, die Situation besser zu verstehen.

Wenn Sie sich einvernehmlich scheiden lassen möchten und Ihre Kinder minderjährig sind, müssen Sie seit 2013 eine Elternberatung in Anspruch nehmen, in der Sie über die Bedürfnisse Ihrer Kinder in dieser Lebenssituation beraten werden. Weitere Informationen finden Sie in meinem Beitrag „Elternberatung vor einvernehmlicher Scheidung (§95 Abs. 1a AußStrG)“.

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Elternberatung vor einvernehmlicher Scheidung (§95 Abs. 1a AußStrG)

Seit 2013 sind Eltern minderjähriger Kinder in Österreich vor einer einvernehmlichen Scheidung verpflichtet, eine Elternberatung in Anspruch zu nehmen. In meiner Praxis können Termine derzeit über Telefon kontaktlos wahrgenommen werden.

Wichtige Eckpunkte:

  • Inhalt der Beratung: Bedürfnisse des Kindes aufgrund der Scheidung
  • Einmaliger Termin (einzeln, paarweise oder in einer Gruppe)
  • Schweigepflicht des Beraters
  • Bei vielen Beratern derzeit mittels Telefonkonferenz möglich
  • Kosten der Beratung tragen die Eltern
  • Schriftliche Bestätigung für das Gericht

Für Kinder bedeutet die Scheidung der Eltern oft einen großen Einschnitt in ihr Leben und ist mit vielen Veränderungen verbunden.

Typische Gefühle und Fragen beim Kind können sein:

  • Angst: Verliere ich Mama oder Papa?
  • Schuldgefühle: Bin ich schuld an der Trennung meiner Eltern?
  • Loyalitätskonflikte: Muss ich mich zwischen Mama und Papa entscheiden?
  • Kontrollverlust: Muss ich beim Umzug meine Freunde aufgeben?
  • Unsicherheit: Muss ich die Schule wechseln?
  • Wut: Warum tun mir meine Eltern das an?
  • Scham: Was werden meine Freunde dazu sagen?

In der Elternberatung erfahren die Eltern, wie sie ihre Kinder gut unterstützen können.

Tipps für Eltern:

  • Überlegen Sie, wie, wann und wo Sie Ihren Kindern vermitteln möchten, dass Sie sich trennen. Weitere Tipps dazu finden Sie in meinem Beitrag: „Wie sagen wir unseren Kindern, dass wir uns trennen?“
  • Geben Sie Ihren Kindern so viel Zeit wie nötig, um die Situation zu verstehen und zu „verdauen“!
  • Seien Sie gesprächsbereit, wenn Ihre Kinder Fragen haben! Kinder brauchen in dieser Zeit viel Zuneigung, Liebe, Akzeptanz und Sicherheit.
  • Es ist wichtig, im Alltag vieles gleich zu belassen: wenn es fixe Oma-Tage gibt, behalten Sie diese bei. Unterstützen Sie Ihre Kinder dabei, Kontakte zu wichtigen Bezugspersonen und Freunden aufrechtzuerhalten.
  • Da die Kinder ohnehin durch die Scheidung mit einer großen Veränderung konfrontiert sind, sollte der Kindergarten, die Schule, der Sportverein, etc. gleich bleiben.
  • Achten Sie auf Routine im Erziehungsalltag: wenn Ihr Kind spezielle Aufgaben im Haushalt hatte, behalten Sie diese bei. Setzen Sie weiterhin Grenzen. Verwöhnen Sie die Kinder nicht mit materiellen Geschenken.
  • Wenn Sie mit Ihren Kindern Abmachungen treffen, halten Sie diese verbindlich ein.
  • Wenn ein Umzug ansteht, binden Sie die Kinder langsam in die Überlegungen mit ein, z. B. gemeinsam die neue Wohnung besichtigen, gemeinsam Möbel auswählen. Welche Möbel oder Spielsachen möchten wir mitnehmen? Welche Dinge bleiben bei Papa oder Mama?
  • Behalten Sie Rituale bei, denn diese vermitteln Sicherheit: Bettgeh-Rituale, Essens-Rituale, ….
  • Tragen Sie Konflikte der Paarebene nie auf dem Rücken der Kinder aus! Weitere Tipps dazu finden Sie in meinem Beitrag „Wie bleiben wir gute Eltern nach unserer Trennung?“.
  • Informieren Sie die Schule oder den Kindergarten über die Veränderungen in Ihrer Familie.
  • Wenn Sie denken, dass Sie und/ oder Ihre Kinder professionelle Unterstützung bei der Bewältigung dieser Lebensphase benötigen, scheuen Sie sich nicht, diese aufzusuchen.

Achten Sie gut auf sich und Ihre Familie!

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